Proper herausgeputzt und geschmückt stand das nagelneue Hilfeleistungslöschfahrzeug HLF 20 im Magazin der Feuerwehr in der Daimlerstraße, wo am vergangenen Freitag die Fahrzeugweihe und Übergabe des neuen Kommunalfahrzeugs mit zahlreichen Ehrengästen gefeiert wurde. Waren doch bis zur endgültigen Auslieferung und zum letzten TÜV-Termin gut zwei Jahre Planung und umfangreiche Vorarbeiten erforderlich gewesen.
Spätestens als die Hüllen fielen und Feuerwehrkommandant Rainer Märsch
gemeinsam mit Bürgermeister Elbl dem mächtigen „Geschenk auf vier
Rädern" die langen Bahnen goldener Verpackungsfolie nahm, war nicht nur
den Floriansjüngern die Freude ins Gesicht geschrieben. „Das ist ein
bedeutender Markstein in der bald 130-jährigen Geschichte der Wernauer
Feuerwehr", war sich Bürgermeister Armin Elbl sicher. Die Anschaffung
des HLF 20 sei nach der Einweihung des Erweiterungsbaus des
Feuerwehrmagazins vor drei Jahren „ein weiterer, wichtiger Schritt zur
Sicherung unseres Feuerwehrstandorts und der Einsatzfähigkeit unserer
Wehr", sagte das Stadtoberhaupt. Das heutige Aufgabenspektrum der
Feuerwehr erfordere mehr denn je eine technische Ausstattung, die ein
Höchstmaß an Sicherheit biete.
Feuerwehrkommandant Rainer Märsch schilderte die Biographie der
Anschaffung des neuen HLF 20. Das HLF 20 löst das 37 Jahre alte
Tanklöschfahrzeug TLF 16 ab, das nun allein schon aus Platzgründen an
die Partnerstadt Bonyhad übergeben werden soll. Zum Fuhrpark der
Wernauer Wehr gehören insgesamt vier Großfahrzeuge.Das rund 15
Tonnen schwere Feuerwehrauto, das die Wernauer Wehr an diesem Abend
offiziell in Dienst nahm, war von den Firmen Rosenbauer, MAN und Barth
nach den Vorstellungen und Bedürfnissen der Wernauer gebaut und
ausgestattet worden. Als Besonderheit ziert eine große, grafische
Darstellung der Wernauer Stadtansicht den knallroten Lack einer der
Fahrzeugseiten.
Kein Katalogartikel: Arbeitsgruppe erarbeitete Konzeption
Ein dickes Lob galt der eigens für die Ersatzbeschaffung gegründeten
16-köpfigen Arbeitsgruppe, die in 39 Sitzungen, bei
Fahrzeugbesichtigungen, Hersteller- und Vergabegesprächen bis hin zur
Endabnahme zusammen 527 Arbeitsstunden abgeleistet, Zeit und Urlaub
geopfert haben. Jedes Detail sei durchdacht worden. Hervorzuheben sei
nicht nur der ökologische Aspekt, zum Beispiel bei der Motorenwahl,
sondern dass aus dem Gerätebestand des alten Fahrzeugs so viel wie
möglich übernommen wurde. Angesichts von Kostensteigerungen wurden alle
Register gezogen: Auf nützliche, aber nicht zwingend notwendige Dinge
sei verzichtet worden. Zum Beispiel auf ein Allradfahrgestell. Das jetzt
eingebaute Gestell sei nicht nur günstiger, sondern auch leichter. Das
schaffe Platz für mehr Geräte und Löschmittel.
Aufgrund der hohen Beschaffungssumme war eine europaweite Ausschreibung
notwendig gewesen. „Dabei war uns Rechtssicherheit wichtig", sagte
Bürgermeister Armin Elbl, weshalb die Stadt Christian Schwarz von der
Feuerwehr Plochingen in seiner Funktion als Berater der
GT-Service-Gesellschaft des Gemeindetags Baden-Württemberg zur
Erstellung der 54-seitigen Leistungsverzeichnisse mit ins Boot geholt
habe.
Einstimmigkeit im Gemeinderat
Rund 400.000 Euro kostet das Fahrzeug, das neun Feuerwehrleute aufnehmen
kann. Einstimmig hatte der Gemeinderat im Herbst letzten Jahres der
Ersatzbeschaffung zugestimmt. Kommandant Rainer Märsch dankte der Stadt
und dem Gemeinderat für das entgegengebrachte Vertrauen und die
Unterstützung. Bürgermeister Armin nannte das einhellige „Ja" in Zeiten
knapper Kassen ein eindeutiges Signal dafür, „dass wir konsequent an der
Umsetzung des 2008 aufgestellten Feuerwehrbedarfsplanes festhalten".
Ohne den Landeszuschuss von circa 100.000 Euro wäre die Neuanschaffung
noch schwerer machbar gewesen. Sein Dank galt dabei auch
Kreisbrandmeister Bernhard Dietrich, der die Stadt nach Kräften bei der
Antragstellung unterstützt habe.
Ein Geschenk an die Sicherheit der Bürger
Dieser sah in dem neuen Hilfeleistungslöschfahrzeug ein Geschenk an den
notwendigen Schutz und die Sicherheit der Bürger. Als „eierlegende
Wollmilchsau", so Kreisbrandmeister Bernhard Dietrich in seinem
Grußwort, biete das HLF 20 als Erstschlagwaffe optimale Voraussetzungen
für verschiedenste Einsatzsituationen, für herkömmliche Brandeinsätze
wie auch für Verkehrsunfälle, Gefahrguteinsätze oder für die
Menschenrettung.
Funktional, aber noch nicht optimal aufgestellt sei die Wernauer Wehr
jetzt, befand Bürgermeister Armin Elbl. Zur „Top-Aufstellung" und als
Ergänzung zur „Erstschlagwaffe" HLF 20 fehle den Floriansjüngern noch
der Gerätewagen Logistik. Weil es dafür 2014 keinen Landeszuschuss gab,
stehe das Fahrzeug nach wie vor auf dem Wunschzettel. „Wir hoffen auf
einen Bewilligungsbescheid im nächsten Jahr", sagte der Kommandant
Rainer Märsch.
Pfarrerin Sabine Waldmann von der evangelischen Kirchengemeinde und
Pfarrer Patrick Stauß von der katholischen Gesamtkirchengemeinde
segneten das Feuerwehrfahrzeug und stellten es mit bewegenden Worten
unter Gottes Schutz.
Anschließend konnten die Gäste das Feuerwehrfahrzeug mit seiner
hochmodernen Ausstattung besichtigen. Das Musikschul-Band-Trio Marius
Schneider, Vanessa und Steven Schiller sorgte für den musikalischen
Rahmen. Der Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes übernahm die
Bewirtung der Gäste der Feierstunde.